Bickesheimer Pilgerpfad

18 KM   I   0 HÖHENMETER  I   4:30 STD. DAUER  I  LEICHT

Wandertour im Raum Durmersheim 
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KURZBESCHREIBUNG:

Leichter Pilgerrundweg durch die Rheinebene zu Kirchen, Kapellen, Wegkreuzen und zu Werken von Emil Wachter, dessen sakrale Kunstwerke diesen Weg zu etwas Besonderem machen - mit vielen netten Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke.

START / ANFAHRT

  • Start-Zielpunkt: Wallfahrtskirche Maria Bickesheim, 76448 Durmersheim

  • Anfahrt: A5 Frankfurt – Basel, Ausfahrt Karlsruhe-Süd (Nr. 48), A5 Basel – Frankfurt, Ausfahrt Rastatt-Nord (Nr. 49)

  • Öffentliche Verkehrsmittel: Ab Karlsruhe/Rastatt: Stadtbahnlinie S4/S41 bis Durmersheim-Nord oder S2 bis Merkurstraße oder Bach West (ab Karlsruhe) / Einstiegsmöglichkeit entlang der Strecke: Anlegestelle Rheinfähre Baden-Pfalz.

     

SEHENWÜRDIGKEITEN

  • Wallfahrtskirche Maria Bickesheim mit Gnadenmadonna und gotischen Fresken in Durmersheim

  • Friedhof mit Aussegnungshalle

  • Emmauskapelle und Kriegerehrenmal „Die Eltern und der tote Sohn“ von Emil Wachter

  • Pfarrkirche St. Ursula

  • Kapelle St. Ursula in Neuburgweier

  • Pfarrkirche St. Andreas, Antoniuskapelle in Au am Rhein

  • Pfarrkirche Herz-Jesu in Würmersheim – Kirchen mit sakralen Werken Emil Wachters

  • Museum für Siedlungsgeschichte im PAMINA-Raum in Neuburgweier

  • Hardtmuseum in Durmersheim

  • typische Rheinauenlandschaft zwischen Fähranlegestelle und Au am Rhein

 

EINKEHRMÖGLICHKEITEN

  • Eiscafé Müller, Neuburgweier; Zollhaus am Rhein (Anlegestelle Rheinfähre Baden-Pfalz); DJK-Clubhaus, Au am Rhein; Gaststätte Pilgerheim an der Bickesheimer Kirche, Durmersheim

TOURBESCHREIBUNG

Der weitgehend abseits der Verkehrswege verlaufende ca. 18 km lange Pilgerrundweg in der Rheinebene enthält nur kleine Steigungen und ist sowohl für Fußgänger als auch Radfahrer gut zu bewältigen. Der Weg ist mit dem ovalen PAMINA-Rheinpark-Schild „Bickesheimer Pilgerpfad“ markiert. Beginn und Ziel des Pilgerpfades ist die altehrwürdige, etwa 1000 Jahre alte Wallfahrtskirche Maria Bickesheim in Durmersheim.

Beim Hauptausgang der Kirche führt ein Fußweg kurz bergab. Folgen Sie ab jetzt stets den Schildern „Bickesheimer Pilgerpfad“. Am Ende des Heilwaldes (ein Hangwald) können Fußgänger sich links auf den ruhigen, zu Besinnung und Betrachtung einladenden Dammweg bis nach Mörsch zum Reiterverein oder weiter am Damm entlang bis nach Neuburgweier begeben. An beiden Stellen kommt man jeweils wieder auf den Hauptweg. Radfahrer fahren am Ende des Heilwaldes gerade aus weiter. Vom Friedhof in Neuburgweier geht es über die Tullastraße zur Kirche St. Ursula und dann weiter Richtung Rhein und der Kirche St. Andreas in Au am Rhein. Der Weg führt weiter an der Antoniuskapelle vorbei und durch den Rottlichwald zur Kreisstraße K 3722; von dort auf dem Radweg nach Würmersheim bis zur Weißenburger Str. und zurück nach Maria Bickesheim.

Kirchliche Kunst in unserer Region A. Kirchen und Kapellen

Die heute weitgehend barock ausgestattete Wallfahrtskirche Maria Bickesheim ist wegen ihrer Gnadenmadonna (spätes 13. Jh.), der gotischen Fresken (14. Jh.) im Katharinenchor, des großen historischen Bildes (1909) über dem Hauptchorbogen, das einen Teil der Geschichte des ausgestorbenen südbadischen Fürstenhauses veranschaulicht, des ältesten in Stein gehauenen badischen Wappens an der Kanzelsäule (13.Jh.) sowie ihrer religiösen Bedeutung einen Besuch und ein Gebet Wert. Ebenso sind es auch alle anderen in diesem Faltblatt genannten Kirchen, Kapellen und Wegkreuze.

Der Friedhof in Neuburgweier zeigt drei Objekte des Künstlers Emil Wachter, der selbst in Neuburgweier 1921 geboren wurde und aufgewachsen ist. Kurz hinter dem Friedhofseingang steht rechts sein bildhauerisches Erstlingswerk: „Die Eltern und der tote Sohn“ als Kriegerehrenmal. Die Fenster der Aussegnungshalle schuf er in zwei Abschnitten unter dem Thema „Osteröffnung“. Ein Motiv der Fenster sind die Jünger auf dem Weg nach Emmaus.

Dies Thema griff Wachter 2009 bei der Restaurierung der Emmauskapelle im hinteren Teil des Friedhofs wieder auf. Die beiden Jünger sitzen staunend am Tisch, der dritte Stuhl ist leer. Hier saß der auferstandene Christus, der ihnen die Schrift ausgelegt und das Brot gebrochen hatte. Jesus Christus thront nun als Lamm über ihnen.

Die Kirchenfenster mit den zwölf Aposteln in der Pfarrkirche St. Ursula hat Wachter in jungen Jahren gefertigt, während die in Rot und Blau gehaltene Chorbemalung von 1991 stammt. Hauptthema dieses Bildes ist, dass auf Jesus als den am Kreuz gestorbenen und drei Tage später auferstandenen Gottessohn schon im Alten Testament, erst recht aber im Neuen Testament hingewiesen wird: Abrahamsgeschichte im AT, Verklärung auf dem Berg Tabor im NT. Der blutrote Drache, der laut Apokalypse die junge Frau (Maria) mit ihrem neu geborenen Kind verschlingen will, hat als Menschenfeind viele Namen und Bezeichnungen: Hitler, Stalin usw. (Genauere Beschreibungen liegen in der Kirche aus.)

Ca. 100 m in Richtung Mörsch befindet sich die Kapelle St. Ursula, die heute von der ev. Pfarrei als Kirche benutzt wird. Leider ist sie meist verschlossen. Aber links des Eingangs ist an der Wand eine Betonplastik mit dem Boot der hl. Ursula angebracht. Diese Plastik ist in dem Stil gehalten, in dem viele Teile der sehenswerten Autobahnkirche bei Baden-Baden gestaltet sind, die wohl Wachters bekanntester Kirchenbau ist. Der Kapelle gegenüber befindet sich das PAMINA-Rheinpark-Museum für Siedlungsgeschichte.

Die Pfarrkirche St. Andreas in Au am Rhein wurde ebenfalls von Emil Wachter ausgemalt, aber sie hinterlässt einen ganz anderen Eindruck als die Kirche St. Ursula. Die unteren Teile der Fenster, die Wachter 1992 schuf, zeigen verschiedene Gleichnisse Jesu, während an der Mittelachse der Decke die acht Seligpreisungen dargestellt sind. Die Bemalung des Chorraumes zeigt vier Szenen aus dem Leben des Apostels und Kirchenpatrons Andreas. Die ersten drei werden uns im Johannesevangelium 1.35-41 mitgeteilt, während das vierte Bild seine Hinrichtung am Andreaskreuz zeigt, wie sie uns die Legende berichtet.

Beachtenswert ist auch die riesige, von Wachter geschaffene Glasrosette, die den Altarraum mit hellem Licht durchflutet. (Ein guter Kirchenführer liegt im hinteren Teil der Kirche aus; auf den letzten Seiten sind auch Infos zur Antoniuskapelle zu finden.)

Leider ist die Antoniuskapelle, deren Errichtung auf ein Gelübde zurückgeht, meist geschlossen; aber durch Fenster bei der Tür ist das Altarbild mit dem hl. Antonius gut zu erkennen. Direkt bei der Kapelle befindet sich eine PAMINA-Rheinpark-Schautafel, die auf die religiöse Bedeutung des Auer „Wiehwischs“ hinweist, eines Kräuterbüschels, das am Fest Maria Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird.

Die Pfarrkirche Herz-Jesu in Würmersheim wurde 1912-14 in den Formen des späten Jugendstils als dreischiffige Basilika erbaut. ln großer Vollständigkeit hat sich die originale Innenausstattung erhalten. Die ungegenständlichen Fensterbilder links und rechts des Hochaltares stammen von Emil Wachter. Der rechte Seitenaltar, ein Barockaltar von 1788, stammt aus dem Vorgängerbau dieser Kirche und zeigt als Altarbild den Pilgerpatron Jakobus d. Ä, mit Pilgerstab sowie mit Maria und Engeln. In den Formen des Neobarock wurde der linke Seitenaltar geschaffen. (Siehe Kunst- und Kulturdenkmale im Landkreis Rastatt und in Baden-Baden, Theiss-Verlag 2002, Seite 169).

B. Wegkreuze

Dem ältesten steinernen Kreuz in Neuburgweier begegnen wir beim Überqueren der Rheinstraße. Es wurde 1819 errichtet und ist dem Barockstil nachempfunden. Die Muttergottes ist durchbohrt von einem Schwert als Zeichen ihres Schmerzes über den unschuldig gekreuzigten Sohn. Dementsprechend wird sie als Mater dolorosa, als Schmerzensmutter bezeichnet. Man kann sie auch als Rosenkranzmuttergottes (bzw. Rosenkranzkönigin) bezeichnen, da die Engel am Ende des Querbalkens auf einen Rosenkranz (Rosenblüten) aufgesetzt sind. (Hier könnte ein Gesätz des „schmerzhaften Rosenkranzes“ gebetet werden).

In Au gibt es insgesamt neun Wegkreuze, von denen zwei am Pilgerpfad liegen; das erste, direkt bei der Kirche mit einer Marienfigur, wurde um 1900 errichtet. Die Sockelinschrift ruft zum Sündenbekenntnis auf. Das nächste sehen wir an der Wand der Antoniuskapelle, errichtet 1892. Hier auch ein Standbild der Maria Immaculata auf neugotischem Sockel, errichtet 1864.

Kurz vor Würmersheim kommen wir zu einem Kruzifix von 1896, das Aufmerksamkeit verdient. Am Kreuzesstamm sind die Leidenswerkzeuge Christi zu sehen und an den Balkenenden Engelsköpfe. Am Kreuzesschaft direkt über der Inschrift sind Totenkopf und Knochen zu erkennen. Sie sollen weniger an die Vergänglichkeit des Lebens mahnen, als vielmehr ein Zeichen der Überwindung des Todes durch das Opfer Christi sein. Totenschädel und Knochen symbolisieren die Gebeine Adams, dessen Erbsünde die Erlösungstat Christi erst notwendig machte. Symbolisch gesehen wurde also das Kreuz Christi über dem Grab Adams errichtet, gemäß 1. Kor 15,21-22, wo es heißt: „Denn wie in Adam alle sterben, werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“

Es folgen die Marterwerkzeuge: Geißelsäule mit Seil, Krug mit Essig, Leiter, Nägel, Zange, Geißel, Hammer und Speer. Sie erinnern an die Leidensgeschichte, gelten aber gerade in der Barockkunst als Trophäen des Sieges, den Christus durch oder gerade wegen der Erniedrigungen errang; zugleich sind sie Mahnzeichen zu einer wagemutigen Nachfolge des Gekreuzigten. Die Engelsköpfe an den Balkenenden drücken die Anteilnahme des Himmels am irdischen Geschehen der Kreuzigung aus und verweisen somit auf die Auferstehung und Himmelfahrt des Gekreuzigten.

Am Ortsausgang Richtung Durmersheim steht ein weiteres beachtenswertes Kruzifix, ein sogenanntes Nischenkreuz von 1687, das sowohl 1757 „rene viert“ als auch 1982 renoviert wurde. Es ist eines der ältesten Wegkreuze unserer Gegend. Da die örtlichen Steinmetze sich wohl nicht zutrauten, einen vollplastischen Christuskörper zu schaffen, meißelten sie nur die fünf Wunden in Flachrelief: Hände, Füße und Herz sind einzeln als plastische Körperteile ins Kreuz gemeißelt. Gleichzeitig wurde eine kleine Nische in das Kreuz gehauen, in die eine kleine Pieta/Vesperbild gestellt wurde. An der Ecke Weißenburger-/Pilgerstraße steht ein Wegkreuz, das vielleicht aufgrund der Nähe zu Maria Bickesheim die schmerzerfüllt zu ihrem Sohn aufschauende Gottesmutter zeigt. Die Inschrift drückt mit einem Text aus den Klageliedern des AT ihren Schmerz aus.

Auf dem Weg zur Wallfahrtskirche steht links direkt am Federbach ein Gedenkkreuz von 2009.

Informationen Führungen:
Kirchen-, Weg- und Naturführungen können gebucht werden bei: PAMINA-Rheinpark-Guide Paul Hengsbach, Tel.: 07245/2462
Weitere Informationen über diesen und andere Wege im PAMINA-Rheinpark erhalten Sie unter Tel: 07222/25509

KONTAKT

Kirchen-, Weg- und Naturführungen können gebucht werden bei:
PAMINA-Rheinpark-Guide Paul Hengsbach, Tel.: 07245/2462

Weitere Informationen über diesen und andere Wege im PAMINARheinpark
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Fotoverweis auf dieser Seite:
Titel: St. Ursula – Foto Fabry / Stadt Rheinstetten
Karte: map.solutions GmbH